Nincshof ist das Dorf. Auf den ersten Blick, wie jedes Dorf, in keiner Weise besonders. Auf den zweiten, wie jedes Dorf, einzigartig. Dort, wo man heute das östliche Ende von Österreich findet, wo man die Reste der Alpen nur an sehr klaren Tagen in der Ferne sehen kann, wie sie sich aufrichten, ein letztes Mal, ächzend, müde. Wo sonst keine Erhebung den Blick stört, wo der Horizont weit ist und die Sehnsüchte groß sind, dort, unweit des Neusiedler Sees, einer salzigen graubraunen Lacke, direkt neben dem Einser Kanal, einem trägen Rinnsal, das die Grenze zu Ungarn markiert, duckt sich Nincshof mitten hinein ins Schilf. Ein paar Gassen, ein paar Häuser, Weinreben, Gurkenäcker und rundherum viel Nichts.

Im Winter pfeift der Wind über das gesichtslose Weißgrau dieses flachen Landstrichs und bringt eine Kälte mit, an der, so erzählt man sich, manch einer schon erblindet sei. Im Sommer wird die Luft schwer und zäh wie Kleister. Nur die Chöre der Grillen durchdringen sie mit ihrem Gesang. Wer nach Nincshof kommt, der will dorthin. Der Zufall, das würde er nie wagen, führt hier niemanden her. Auch dann nicht, wenn es, wie in dieser Geschichte, danach aussehen mag.

Zum/r Autor/in

1988 in Wien geboren und im Burgenland aufgewachsen, hat Politikwissenschaften und Journalismus in Wien, im dänischen Aarhus, Santiago de Chile und Hamburg studiert, wo sie heute lebt und arbeitet. Für ihren in Arbeit befindlichen Debütroman erhielt sie 2020 das Startstipendium Literatur des österreichischen Kulturministeriums und 2021 das Zukunftsstipendium der Hamburger Kulturbehörde. Auszüge aus dem Manuskript wurden 2019 mit dem Burgenländischen Literaturpreis ausgezeichnet.

Veröffentlichungen

Ihre Kurzgeschichten sind in mehreren Anthologien erschienen, zuletzt im ZIEGEL #17: Hamburger Jahrbuch für Literatur und in der Anthologie Vom Kommen und Gehen: Burgenland. Betrachtungen von Zu- und Weggereisten.

Autoren A - Z

{{ to-top }}