Dorfsonntag (1964)

An der Straße lehnen Haus an Haus
traumverloren in der Welt
voll Saus und Braus

spielt auf der Gasse nur ein Kind
mit Panzer lieb und Schießgewehr
im Sand und Wind

Großmutter vor der Kirche steht
um für das Kind zu schweigen
verblüht verweht

ist alles Leid ein neues Kleid
ein neuer Kühlschrank
in der Küche steht

die Frau und weint vereint
mit ihrem Mann wäre sie gern
doch wann

sagt der Bürgermeister endlich
seinen Vierzger an
denkt der Lehrer

und bestellt sich
eine neue Flasche Bier
erst dann

wird über das kommende
Fußball Meisterschafts
spiel diskutiert

das haben wir uns ja
das letze Mal ganz
schön blamiert

arbeiten auch einige Männer heut
nicht schnell doch leer und schwer
denn Geld muß her

das weiß der Wirt der
dann um Mitternacht
die Türen schließen wird

dann hört das Kind auf
zu spielen die Frau
zu weinen der Bürger

meister zu schnapsen der Lehrer
zu trinken zu seufzen zu beklagen
den vergangenen Tag

dann kommt der Vater heim
und sagt verzagt
war das heut eine Plag

und möchte schlafen
denn das war ein
anstrengender Tag

Zum/r Autor/in

Geb. 1947 in Sziget in der Wart, aufgewachsen in Stoob, Studium in Wien. Arbeitete u.a. als Erzieher, Jalousienmonteur, Lastwagenfahrer und Puppenspieler. Reporter, Filmgestalter und Sendungsverantwortlicher beim ORF-TV-Sport. Lebt und arbeitet in Wien. Schreibt Lyrik, Prosa, Hörspiele und Kabaretts in burgenländischer Mundart.

Veröffentlichungen:

In Zeitschriften und Anthologien und im ORF: u.a. "Die Heimkehr des Pendlers und andere Geschichten vom Land", Weilburg Verlag 1978,. Hörspiel "Das Inserat", ORF 1976, LP "Saindaramul" (Früher einmal) Polydor 1980 und „Lichtsuche" (Ausgewählte Lyrik, Edition Rötzer 2004), "Damals im Cafe Dobner oder Jesus war ein Burgenländer. Geschichten aus den 70er Jahren", 2011.

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