Déjà vu
„Es - ist - un - be - schreib - lich!", hauchte der Nobelpreisträger Sir Anthony Wyatt und suchte begehrlich und mit Nachdruck die Hand seiner Frau.
Er formte die Worte „Déjà vu" mit seinen Lippen, der Kehlkopf versagte vor Ergriffenheit, erhielt aber eine zweite und dritte Chance.
„Déjà vu! Was hab ich alles darüber gelesen, geforscht und geschrieben.
Doch es selbst zu erleben ... Ich hatte schon die Hoffnung aufgegeben, jemals diese Erfahrung zu machen." Man konnte es nicht mehr Händchenhalten nennen, was er währenddessen mit seiner armen Frau trieb. Händeschütteln und -drücken bei gemeinsamer Blickrichtung ...
„Un - glaublich, mir ist, als hätte ich das alles schon einmal gesehen.
Was heißt einmal? Alles ist mir so bekannt. Ich habe ein Gefühl, als könnte ich Dir sagen, was uns erwartet, wenn wir diese Tür öffnen und eintreten.
Diese Vertrautheit ..."
Frau Wyatt standen Tränen in den Augen. Noch nie hatte sie ihren Mann
so fassungslos vor Glück erlebt. Bei der Geburt ihrer Kinder nicht.
Bei all den Preisverleihungen und Ehrungen nicht.
Nie zuvor so glücklich, wie an dem Tag, an dem ihm der Aufgang zu ihrem gemeinsam erbauten Wohnhaus bekannt vorgekommen war.
Wie sich in der Folge herausstellen sollte, danach nie wieder.
Zum/r Autor/in
Geb. 1957 in Kempfenhausen, Deutschland; Studium der Medizin, Zahnarzt; lebt seit seinem achten Lebensjahr in Oberloisdorf
Kurzgeschichten, Erzählungen, Hörspiele, Veröffentlichungen in Anthologien und im ORF (u.a. Hörspielproduktion „B-Comix" im Landesstudio Burgenland), ein Roman in Arbeit.