A Geschenk mit Tradition
Wia da Frounz und die Miazl jung verheirat gwein san, dou hobm sa si gegnseiti ba jeder Gelegnheit a Freid gmocht. Za d´ Weihnochtn hout ihr da Frounz hundert Schülling gebm und hout gsogt, sie sull si söwa wos kafa. Die Miazl hout si gfreit, wal sie hout scheini Schuih kriagt um deis Göld.
Dei Liab is gleich bliebm iwa Joahre und Joahrzehnte: Jeds Joahr hout die Miazl za d´ Weihnochtn hundert Schülling kriagt. Da Frounz is ebm a stoundhofter Mou gwein.
Die Miazl hout deis owa trotzdem nit gfreit. "Du Frounz", hout s´ gsogt, "am Oufoung hob i um dei hundert Schülling scheini Sundogschuih kriagt, späda schlechti Ollitogschuih, und af d´ Letzt nitamul mehr büllichi Hauspotschn. Du muißt dei´ Geschenk amul da Preisloge oupassn." "Deis is nit ausgmocht", hout da Frounz gsogt, "und deis kimt nit in Froge. Du kennst mi jo, i bleib ba olln ba da Tradition."
Nou guit, koun ma holt nix mocha. Owa wia s´ in nächstn Sundog ban Mittogessn gsessn san, dou hout da Frounz Augn gmocht: Er hout a Schnitzl in sein Tölla ghobt, deis is nit größer gwein wia-r-a Radl Gnackwurscht, grod nia a Gobl vull. "Jo heast", hout da Frounz gsogt, "wos sull denn deis sei, a Schnitzl eppa? Deis is jo grod firn huhln Zouhnt." "Jo woaßt", hout d´ Miazl gsogt, "i hob ma denkt, i geh hiatz a zruck af die Tradition, und hob um deissöwi Göld Schnitzl kaft wia vor dreißg Joahr."
Zum/r Autor/in
1926 - 2018, Geboren in Zemendorf, war Kleidermacherin; Kanzleikraft im Gemeindeamt Zemendorf; Zahlreiche Veröffentlichungen von Mundartgedichten und -geschichten.
Theaterstücke:
"Die Beinlkönigin", "Da Pfoarra va da Hoad", "Da bülliche Besen", "Die Verlobung", "Die Schwindlerin", Die Krisensitzung", "Die Betriebsfeier", "Die Müllabfuhr";
Bücher:
"Zum Vortragen an Festtagen", Gedichte, Eisenstadt 1998; "Weihnachtliche Unterhaltung", Kurzgeschichten und Gedichte, Eisenstadt 1995; "Heiteres Dorflebm", Kurzgeschichten, Eisenstadt 1992; "Die Knödlrutschn", Kurzgeschichten, Eisenstadt 1982; "Lausbuibmstückln", Kurzgeschichten, Wels 1976.