Rührselig und glückstrahlend wirkte Chefinspektor Muckenhammer, der bei der Pressekonferenz als Einziger den Reportern gegenüberstand.

Er lobte sich ununterbrochen.

Unklar war es den meisten Zuhörern, warum er so eingehend von seinem Hobby berichtete. Er erzählte, daß ihn seit dem Kindesalter Puzzles interessierten, ja faszinierten. Er erwähnte eine gewaltige Sammlung von Einzelteilspielen, die er besitzt. Durch unermüdliches Üben sei es ihm in den letzten Jahren zur Meisterschaft geworden, 1000-, 2000-, 5000-, ja 10000-teilige Puzzles in Rekordzeit zusammenzufügen. Er gab seinem Bedauern Ausdruck, daß es kaum Vergleichswerte gebe, selbst das jährlich erscheinende Buch der Rekorde verschweige die Besten dieses Sportes, zu denen er seiner Meinung nach unbestritten gehört. Er versicherte weiter, auch mit den neuen dreidimensionalen Puzzles Erfahrung gesammelt zu haben, dabei konnte er ebenfalls seine Schnelligkeit beweisen. Da diese räumlich mehr Platz erfordern, plane er einen Zubau an seinem Haus.

Schließlich, oder besser gesagt, endlich, fand er zu dem, was er ausdrücken wollte, was uns Zuhörer interessierte und dessentwegen so viele gekommen waren. Nur durch die Puzzleleidenschaft und die Vollendung, die er darin erlangt hatte, wurde es möglich, einen so schwierigen Mordfall, wie den vorliegenden, so schnell zu klären. Es war ihm gelungen, die im alten, aufgelassenen Bahnhofsgebäude gefundene Leiche, die in nicht weniger als 328 Einzelteile zerstückelt war, so rasch und perfekt zusammenzufügen, daß die ganze tote Person erkennbar wurde und deren polizeiaktenkundlicher Name kein Geheimnis blieb.

Die Gesetzeshüter wußten daraufhin, in welchen Kreisen der Täter auszuforschen war. Sie erwischten den einschlägig bekannten Thomas Hackemeier, wie er in aller Ruhe Fluchtvorbereitungen treffend seine Koffer packte. Zur Eile meinte er keinen Grund zu haben, Unkenntlichmachen durch Zerkleinerung eines Tatopfers in 328 Stücke schien ihm fälschlicherweise kriminelle Facharbeit ersten Ranges zu sein. Mit einem Könner wie Muckenhammer hatte er nicht gerechnet.

Chefinspektor Muckenhammer versicherte, er werde dem Täter ein großes Puzzle aus seiner umfangreichen Sammlung zur Zeitvertreibsgestaltung ins Gefängnis übermitteln.

Zum/r Autor/in

Geb. 1947 in Amstetten, lebt seit 1966 in Neusiedl am See; Uhrmachermeister. Mitarbeit in der "Kulturvereinigung Nördliches Burgenland".

Seit 1981 Veröffentlichungen in Literaturzeitschriften und im Rundfunk. Hörspiel: "Die Entführung des Stephansdomes". Buchveröffentlichung: "Alter Wein".

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