Dichter, Kaufläden und Lumpenpapier
Römische Dichter klagten.
Sie wollten ihre Kunst zeigen. Und diese bedeckte Käse oder ein Stück Fisch.
Plötzlich lag Obst darauf oder Brot.
Auf dem Papier, dem ägyptischen Papyrus.
Man zerschnitt ihre Buchstaben wie das Mark der Staude, aus dem die Papierblätter gewonnen wurden.
Eigentlich wollten sie erzählen, unterhalten, belehren.
Aber sie wurden geknüllt, verbogen, verdreht. Die Poeten.
Die Dichtung presste sich gegen Grünzeug und Hammelfleisch genau so wie die dünnen Scheiben des Papyrusmarkes aufeinander gepresst wurden. Blatt für Blatt.
Ein Stück senkrecht, ein Stück waagrecht.
Ein Gitterwerk. Darauf die Kunst.
Aber irgendein Papier fehlte immer im Laden an der Ecke.
Und die Frauen nörgelten, wollten die teure Ware verpackt sehen.
So betteten die Kaufleute Lämmerkeulen in Poesie.
Hirtenlieder, entrücktes Glück der Natur, Dichtung der Kaiserzeit. Irgendwie stießen die Gesänge auf diese Art zu guter Letzt wieder auf ihre Vorbilder.
Berührten sich Nahrung für den Geist und Nahrung für den Körper.
Vale Vergil!
Zum/r Autor/in
Geb. in Wien. Juristin, Autorin, lebt in Bad Sauerbrunn, seit 2013 Generalsekretärin des österreichischen P.E.N. - Clubs.
Veröffentlichungen:
2014, "Die Liebe der Claire Mulier"; 2008 „Die geheimen Erinnerungen des Joseph Haydn"; 2006 „Die Weinmacherin von Rust" historischer Roman"; 2004 „Göttlicher Wein"; 2001 „Johann Grander" Biographie; 2000 „Auf Eis gelegt" Gedichte;
http://www.susanne-dobesch.at/