Dann steht ein hoher Stern vor deinem Tor,
der Dächer Demut, Duft der Sommerlinden
in dein Gebälk aus Drang und Trug zu winden,
ein Brunnen-Netz in's tagvertäubte Ohr.
Der Äpfel Puls aus dunklen Rätsel-Rinden;
wie Beten atmet Flügelschlag im Rohr.
Zwei späte Zecher. Dann der dumpfe Chor
der Rinder, die noch nicht zur Ruhe finden.
Noch einmal trifft der Tag dich als ein Blitz
maßlos und grell. Nur scheinbar sichern Schritts
zwängst du dich einmal noch durch Stolz und Strafen.
Dann steigt der hohle Stern aus deinem Baum
und löst sich auf, gibt fernsten Welten Raum;
der dumpfe Chor verebbt. Dann kannst du schlafen.
Auch so kannst du das Universum spüren:
Von regenschwerem, schwarzem Nacht-Asphalt
Neonreklamen schillernd hergeschwallt,
Blaulicht-Kaskaden vor verruchten Türen.
Ein motorrad'ner Rache-Engel knallt
in Häuser-Schluchten: Angst um Angst zu schüren.
Verrohte, geizgedung'ne Gassen führen
Gebrechen her, Gewalt und Hinterhalt.
Kosmisches Licht entriegelt die Spelunke,
der Leitstern ist allnächtlich deinem Trunke,
aus schalem Bier dir Galaxien schäumt.
Du wirst ein gold'nes Blatt an faulem Strunke,
ein Meteor, der als der hellste Funke
in's All steigt. Und den letzten Bus versäumt.
Zum/r Autor/in
Geb. 1941 in Graz, Studium der Medizin, Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde am KH Oberwart, 1991 - 2002 ärztlicher Leiter des KH Oberwart, lebt in Oberwart. Lyrik, Kurzgeschichten, mehrere Preise unter anderem beim Bewag Literatur Wettbewerb.
Veröffentlichungen:
Gedichte und Kurzgeschichten in Literatur- und Kulturzeitschriften (Neue Wortmühle, Pannonia) und im ORF.