darf der Schreibende schweigen,
wenn passiert, was ihm ...
(ohne Titel, geschrieben während des Krieges im ehemaligen
Jugoslawien 1993)
Als alle tot waren
hatten wir ein schönes Land.
Da fragte keiner,
und keine Antwort war schwer.
Da faulte endlich
das Korn im Halm,
und niemand weinte.
Tote weinen nicht.
Und auch die Dichter,
Sendboten der Wahrheit,
haben im End-Zeitalter
die Sprache der Bequemlichkeit gewählt,
weil sie essen mußten
und trinken
und Geld haben wollten und Würden.
Aber da alles tot ist, wo sind sie mit ihren Lügen ?
Tote lügen auch nicht.
Zum/r Autor/in
Geb. 1943, lebt in Winden am See, war AHS Lehrer und Professor an der Stiftung Pädagogische Akademie Burgenland in Eisenstadt. 1974 Mitbegründer und dann bis 1991 Generalsekretär des Burgenländischen P.E.N.-Clubs, war lange Jahre dessen Präsident.
Veröffentlichungen:
„Dorfmeister", Eisenstadt 1980; „Mord auf DIN A4", Eisenstadt 1986; „Apollonia Purbacherin und andere Erzählungen", Eisenstadt 1993; „Tod in Eisenstadt", Eisenstadt 1996, "Das Elend der Männer", Eisenstadt 2006, "Psalmen" 2010, "1921: Familientreffen" 2021