Leinen los 2025

Literaturfest auf dem Neusiedler See

17:00 -19:30 Uhr

Die Veranstaltung ist ausgebucht. Sie können sich auf unserer Warteliste eintragen lassen.

Mit dem Literaturfest Leinen los startet das Literaturhaus Mattersburg auch heuer in die neue Programmsaison. Die literarische Schifffahrt auf dem Neusiedler See steht dabei erneut im Zeichen der besonderen geografischen und kulturellen Gegebenheiten der Region.

In diesem Jahr richtet sich der Blick nicht nur auf das Wasser, sondern auch in den Himmel: Sterne, Wind und Wetter werden zu literarischen Wegweisern, die individuelle Schicksale mit größeren Zusammenhängen verknüpfen. Autor:innen begeben sich auf die Suche nach den Verbindungen zwischen Vergangenheit und Gegenwart, zwischen persönlichen Erfahrungen und kollektiver Geschichte – eingebettet in eine Landschaft, die von Offenheit und Übergängen geprägt ist. Die Weite des Sees, die nahezu nahtlos in die Ebene übergeht und die Unmöglichkeit, im Wasser feste Grenzen zu ziehen, stehen für diesen Übergangsraum zwischen ehemaligem Osten und Westen und für einen offenen Horizont, entlang dem sich Geschichten entfalten können.

Barbara Zeman und Didi Drobna lesen aus ihren Romanen „Beteigeuze“ und „Ostblockherz“. Valerie Zichy liest Gedichte aus dem Lyrikzyklus „die dörfer sehen zu“ und geht mit uns zurück ins 16. Jahrhundert, als Familien aus Kroatien ins Burgenland aufbrachen.

Die Musikerin Leonie Schlager aka „The Zew“ begleitet die Fahrt mit Lo-Fi Cyborg Songs „direkt aus der kosmischen Unendlichkeit“ (Gap, FM4)

„Letztes Jahr habe ich versucht, den Sichelmond einzufangen am ersten Wintertag, mit einem Käfig“

In einer winzigen blauen Wohnung lebt Theresa Neges. Ihr Name, der übersetzt »Du solltest Nein sagen« lautet, scheint nicht ohne Einfluss auf ihr Leben. Einen Beruf hat sie nicht, auch kein Geld. Sie hat nur Josef, ihren Freund, und auch den nicht ganz, trotz Liebe. In ihrem großen grauen Mantel läuft Theresa durch Wien. Liegt im Hallenbad auf dem Beckengrund und übt das Luftanhalten, sucht den Schwindel auf einem Karussell. Denn eigentlich möchte sie ins All: leicht sein, schweben. Und Beteigeuze näher sein, dem gleißend roten Riesenstern im Sternbild Orion, dem sie sich seit ihrer Kindheit verbunden fühlt.

Barbara Zeman
geboren 1981 im Burgenland, lebt in Wien. Sie ist Historikerin und hat als Journalistin gearbeitet. 2012 Wartholzpreis, 2019 der Debütroman ›Immerjahn‹. Seither zahlreiche Veröffentlichungen in Anthologien. In der Pandemie gründete sie mit Robert Stadlober einen Leseclub; mit Clemens J. Setz macht sie den Podcast ›Erster Österreichischer Sachbuchpreis‹. Mit einem Auszug aus ›Beteigeuze‹ war sie 2022 für den Ingeborg-Bachmann-Preis nominiert.

„Der Ostblock ist ein Ort, den es nicht gibt“

Seit Jahren hat die Tochter kein Wort mit ihrem Vater gewechselt. Da meldet er sich plötzlich bei ihr und bittet um Hilfe: Er ist schwer erkrankt. Im Krankenhaus übernimmt Didi, denn noch immer spricht ihr Vater wenig Deutsch. Sie kaum noch Slowakisch. Und in den kommenden Tagen lernt sie mehr über sich und ihn als in all den Jahren zuvor. Über Stolz und vertane Chancen, über ihre Familie, Migration und Hoffnung, über sich als Tochter und ihn als Vater. Es ist eine zaghafte, einmal mehr unausgesprochene Annäherung, in der immer deutlicher wird, was sie bei allen Unterschieden eint: ihr Ostblockherz.

Didi Drobna
geboren 1988 in Bratislava (ehem. Tschechoslowakei). Sie lebt seit 1991 in Wien und studierte Germanistik und Kommunikations-wissenschaft an der Universität Wien. Ihre literarischen Arbeiten wurden mit mehreren Stipendien und Preisen ausgezeichnet, zuletzt mit dem Förderpreis Literatur der Stadt Wien 2023. Ihre Romane erscheinen im PIPER Verlag, der aktuelle Roman „Ostblockherz" wurde im Mai 2025 veröffentlicht. Neben ihrer literarischen Arbeit ist sie an einem Informatik-Forschungszentrum tätig.

„manche beginnen zu lächeln / manche beginnen zu weinen / die meisten haben die sachen schon gepackt

Kroatien im 16. Jahrhundert. Ein Trommler verkündet: Ihr müsst gehen, ob ihr wollt oder nicht. Tausende von Menschen ziehen innerhalb von 100 Jahren von Kroatien ins Burgenland: Mit Ochsenkarren, einer in Österreich fremden Sprache, mit Rosenkränzen und zerfledderten Schuhen. Auch Jelena und ihr Kind, Wanja, müssen auf diese Weise ihr Dorf verlassen. Den Bruder des Kindes, Miran, in der Saline arbeitet, lassen sie zurück. Ebenso die gebrechliche Großmutter, den Friedhof mit dem Grab des Vaters und die Schafherde. Ihnen vorausgegangen ist Mila, die mit Jelena eine Liebesbeziehung führt und von ihrer Familie dazu gedrängt wurde, schon früher aufzubrechen.

Valerie Zichys Text zwischen Lyrik und Prosa stellt Fragen nach Migration, Familie, Sprache, queer sein, fremd sein - und ob sich Zusammenhänge zwischen Körperlichkeit und Landschaft finden lassen.

Valerie Zichy
geboren 2002. Sie hat in Wien Sprachkunst an der Universität für Angewandte Kunst studiert, ist Mitkuratorin der Literaturpassage im Museumsquartier Wien und hat die Lesereihe SEHR ERNSTE mitorganisiert. Sie hat in verschiedenen Literaturmagazinen wie u.a. in der bella triste, mosaik oder Ostragehege veröffentlicht, schreibt am liebsten in lyrischen Mischformen und beschäftigt sich in ihren Texten unter anderem mit den Möglichkeitsräumen von fiktionalen queeren Archiven.

Information

Das Literaturfest findet am Freitag, den 12. September 2025 von 17:00 - 19:30 Uhr statt. Wir freuen uns, Sie bei Leinen los 2025 zu begrüßen!

Ticket: 20 Euro
Das Ticket umfasst Schifffahrt, Lesungen und Musik. Vor Ort wird es einen Büchertisch von buchwelten Emmer geben.

Treffpunkt ist im Seebad Mörbisch, im Hafen der Schifffahrtslinie Drescher (Drescher Touristik, Badeanlage 1, 7072 Mörbisch am See).
Die Veranstaltung findet bei jedem Wetter statt.

Buchen können Sie ausschließlich im Vorverkauf unter andrea.holzinger_at_literaturhausmattersburg.at

Mit Unterstützung von 

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