Burgenländische Lebensgeschichten
mit Herbert Brettl, Martin Pieber, Ludwig Zwickl und Roland Gager
Zeitzeugenberichte, authentische Lebensgeschichten, Erlebnisberichte
Literaturhaus Mattersburg
Die Buchreihe "Burgenländische Lebensgeschichten" des Verlags edition lex liszt 12 dokumentiert authentische Lebensgeschichten von Burgenländerinnen und Burgenländern. Ausgewählte Erlebnisberichte zu den unterschiedlichsten Themenbereichen aus dem burgenländischen Leben werden gesammelt und als historisch-kulturwissenschaftliche Quellen veröffentlicht. Zeitzeuginnen und Zeitzeugen erzählen in diesen ihren Lebensgeschichten, sie berichten von ihren Erfahrungen und bewahren somit ihre persönlichen Erinnerungen für die Nachwelt. Jeder Band ist einem Leben gewidmet. Die Aufzeichnungen und Erzählungen stammen ausschließlich aus privaten Quellen, ihre Veröffentlichung wird von Autorinnen und Autoren, Historikerinnen und Historikern betreut und in einen geschichtlichen Kontext gesetzt. Eine Zielsetzung ist es auch, Menschen zur lebensgeschichtlichen Reflexion und zum autobiografischen Schreiben anzuregen. Präsentiert werden Biografien im Sinne der Alltagsgeschichte, gemeinsam sollen sie später als kollektives Gedächtnis die burgenländische Geschichte charakterisieren.
Drei Bände der Reihe "Burgenländische Lebensgeschichten" über Andreas Janisch, Josef Frank und über die Familie Wallenstein-Benkö werden an dem Abend in drei Kurzreferaten der Autoren Ludwig Zwickl, Roland Gager und Martin Pieber vorgestellt werden. Danach gibt es ein Podiumsgespräch, das der Historiker Herbert Brettl moderiert und bei dem dann auch prinzipielle Fragen der historischen Biographiearbeit besprochen werden. Das Publikum hat an dem Abend auch die Möglichkeit, Fragen zu stellen.
Herbert Brettl ist Herausgeber der Reihe "Burgenländische Lebensgeschichten". Er ist geboren und wohnhaft in Halbturn. Lehrbeauftragter an der PH Burgenland. Lehrer am Gymnasium Neusiedl am See. Mitarbeiter des Projektes „erinnern.at”. Projektleiter der „Initiative Erinnern Frauenkirchen“.Kurator einer Reihe von zeithistorischen Ausstellungen und u. a. Mitarbeiter am Projekt „Opferdatenbank – Namentliche Erfassung der NS-Opfer im Burgenland“. Projektleiter der „Initiative Erinnern Frauenkirchen“. Betreiber des “Burgenland History Blogs“. Zahlreiche wissenschaftliche Beiträge und Bücher zur burgenländisch-westungarischen Zeitgeschichte. Auszeichnungen u. a.: „Fred Sinowatz – Wissenschaftspreis des Landes Burgenland“ (2004 und 2012), „Förderpreis der Burgenlandstiftung Theodor Kery“ (2010), „Reinhold-Polster-Stiftungspreis (2018), etc…
Martin Pieber, Religionslehrer an einer Wiener Schule und ehrenamtlicher Mitarbeiter des Vereines Neusiedler Stadtarchiv, hat sich intensiv mit dem Schicksal jüdischer Familien aus Neusiedl am See beschäftigt und den Band „Die jüdische Familie Wallenstein-Benkö - Ich habe nie verstanden, warum er zurückkam und blieb" herausgebracht.
Etwa dreißig Juden und Jüdinnen lebten bis 1938 in Neusiedl am See u.a. die Familie Wallenstein-Benkö. Sie besaß ein Schnittwarengeschäft im Ort. Als die Nationalsozialisten die Macht übernahmen, wurde die Familie misshandelt und ihres Besitzes beraubt. Bald darauf musste sie das Burgenland Richtung Ungarn verlassen. 1944 wurden vier Generationen der Familie in Auschwitz ermordet.
Martin Gager lebt in Deutschkreutz, er hat das Lehramtsstudium für Geschichtswissenschaften und katholische Theologie absolviert und unterrichtet an der HTBLA in Eisenstadt. In dem Band „So wahr ich hier sitze, das habe ich gesehen“ widmet er sich der Lebensgeschichte von Josef Frank. Im Jahr 1928 in eine zehnköpfige Familie geboren, lebte und arbeitete Josef Frank auf dem Paulshof, einem der heute verschwundenen Esterházy’schen Gutshöfe, die rund um Deutschkreutz angesiedelt waren. Mit Liebe zum Detail schildert er das Leben auf dem Hof, das mit Ende des Zweiten Weltkrieges ein abruptes Ende fand. Die Bewohner des Paulshofs flohen vor der Roten Armee in das Ortsgebiet von Deutschkreutz. Der Hof verwahrloste und die Familie Frank baute sich im Ort ein neues Leben auf. Josef Frank begann eine Maurerlehre in Wien. So teilte er das Schicksal vieler Burgenländer, die als Bauarbeiter nach Wien pendelten, um ihr Brot zu verdienen.
Ludwig Zwickl lebt in Tadten, arbeitete als Beamter für das österreichische Innenministerium und beschäftigt sich intensiv mit der Geschichte seines Heimatortes. Er ist Herausgeber des Bandes über Andreas Janisch „Wegen meiner Arbeit habe ich mich nie zu schämen gebraucht“. Heinz Janisch wurde 1906 im damals noch ungarischen Tadten/Mosontétény geboren. Aus einer kinderreichen Landarbeiterfamilie stammend, musste er sich sehr früh sein Brot selbst verdienen. Seine Geschichten berichten uns vom ländlichen Alltag in schweren und von historischen Umbrüchen geprägten Zeiten und von Arbeitskämpfen, die aus der Not heraus geführt wurden. Und doch vergisst er nicht die schönen Seiten des Lebens, er erzählt vom einstigen Miteinander im Dorf, von Familie und Freunden und seiner Leidenschaft für die Musik, die ihn bis ins hohe Alter begleitete.
Die Veranstaltung ist eine Kooperation mit dem Verlag edition lex liszt 12.