Neu im Land
Aktuelle Bücher von Theodora Bauer, Jürgen Bauer, Wolfgang Millendorfer und Petra Piuk
Literaturhaus Mattersburg
Kürzlich legten die burgenländischen AutorInnen Theodora Bauer, Jürgen Bauer, Wolfgang Millendorfer und Petra Piuk neue Romane vor. Im Literaturhaus geben sie Einblick in ihre aktuellen Bücher und stellen sich der Diskussion mit dem Publikum. Ihre Neuerscheinungen beziehen sich unter anderem auf geschichtliche Begebenheiten, die sich im Burgenland ereigneten, auf das Lebensgefühl in unserer Region, auf brisante aktuelle Umweltfragen, wie zum Beispiel Hitzewellen oder Klimaerwärmung und wie diese unsere Welt verändern oder sie beschäftigen sich mit dem Heimatroman an sich, den Regeln des klassischen Erzählens und deren Überwindung.
Theodora Bauer „Chikago“
Feri und Katica leben Anfang der zwanziger Jahre in einem Gebiet des Aufruhrs und des Umbruchs und vor allem der Armut: an der noch jungen ungarisch-österreichischen Grenze. Die große Hoffnung heißt Amerika, vor allem für Feri, der die schwangere Katica mitnehmen will. Ein Unglück und das beherzte Eingreifen von Katicas Schwester Anica lassen die Auswanderpläne zur Flucht werden, nun sind sie zu dritt. Doch das Leben in Amerika ist nicht so gut zu den drei Auswanderern wie erhofft: Katica stirbt bei der Geburt ihres Kindes, Feri wird zum Säufer und Tagedieb, und bald muss Anica die Verantwortung für den kleinen Josip übernehmen…„Chikago“ ist einen Roman über die Sehnsucht nach dem besseren Leben.
Theodora Bauer wurde 1990 in Wien geboren, lebt im Burgenland, studiert Publizistik und Philosophie in Wien. Publikationen in Anthologien sowie im Radio. Zuletzt erschien »Così fanno i filosofi«, ein Essay über zwei der bekanntesten Mozart-Opern. Im Picus Verlag erschien 2014 ihr erster Roman »Das Fell der Tante Meri«.
Jürgen Bauer „Ein guter Mensch“
Wie schon in den Jahren zuvor wird Mitteleuropa erneut von einer Hitzewelle heimgesucht. Wasserknappheit, zunehmend schlechte Stromversorgung und steigende Kriminalität bringen die sozialen Strukturen der Großstadtgesellschaft ins Wanken. Die Politik steht der Situation hilflos gegenüber. Wasser wird streng kontrolliert, rationiert und über ein ausgeklügeltes Versorgungssystem zugeteilt. Marko versucht mit seinem Freund Berger als Tankwagenfahrer einen Beitrag zu leisten und die schweigende Mehrheit, die sich mit der Situation abgefunden hat, mit Wasser zu versorgen. Im Unterschied zu anderen will Marko die Stadt nicht einfach Richtung Norden verlassen, er bleibt, weil er an seinem Glauben an das Gute festhält. Außerdem muss er sich um seinen kranken Bruder Norbert kümmern. Das plötzliche Auftauchen einer mysteriösen, schnell wachsenden Bewegung bringt die Kräfteverhältnisse mit einem Schlag durcheinander. Die »Dritte Welle« feiert dekadent auf den nicht zu vermeidenden Kollaps zu und setzt der Rationierung sowie dem Haushalten die Verschwendung entgegen.
Jürgen Bauer wurde 1981 geboren, stammt aus Stotzing und lebt heute in Wien. Im Rahmen des Studiums der Theater-, Film- und Medienwissenschaft in Wien, Amsterdam und Utrecht spezialisierte er sich auf Jüdisches Theater und veröffentlichte hierzu zahlreiche Artikel und Buchbeiträge. 2008 erschien sein Buch No Escape. Aspekte des Jüdischen im Theater von Barrie Kosky. Jürgen Bauer nahm mit seinen Theaterstücken zwei Mal am Programm »Neues Schreiben des Wiener Burgtheaters« teil. Debütroman: Das Fenster zur Welt Septime, 2013, 2015 erschien sein zweiter Roman Was wir fürchten. 2016 wurde er zum »Festival Neue Literatur« in New York sowie zum »Festival Zeitgeist« in Washington, D.C. eingeladen.
Wolfgang Millendorfer „Kein Platz in der Stadt“
Kein Platz in der Stadt. In keiner Stadt. So richtig zuhause fühlt Karl sich nirgendwo, vor allem nicht in seiner eigenen Haut. Als Beamter und Zyniker ist er ständig in Bewegung und doch so träge – bis seine Tage vorsätzlich durcheinander gebracht werden: Falsche Freunde, mysteriöse Vorgänge im Amtshaus und eine neue Nachbarin sind erst der Anfang. Am Ende findet sich Karl in der Rolle seines Lebens wieder: als Mann, der nichts mehr zu verlieren hat.
Wolfgang Millendorfer wurde 1977 geboren, lebt als Autor und Journalist im Burgenland; zahlreiche Auszeichnungen (u.a. Burgenländischer Literaturpreis, Stipendium Künstleratelier Paliano); skurrile Kurzgeschichten Stammgäste 2007, Doppelgänger 2011 bei edition lex liszt 12) Kooperationen und Auftritte mit Gerald Votava, Manuel Rubey, Mirjam Unger, Fritz Ostermayer, Christoph F. Krutzler, Garish u.v.m.; weiters: Theater- und Filmprojekte, Musik-Experimente und Kunstfiguren.
Petra Piuk „Toni und Moni“
Eine schöne Musik, eine heile Familie und eine Liebesgeschichte – das ist das Rezept für einen gelungenen Heimatroman. Schöner und heiler als in Schöngraben an der Rauscher kann die Welt gar nicht sein: heimatverbundene Menschen, ein starkes Wir und eine bevorstehende Hochzeit. Wären da nicht ständig diese Störungen: eine Großcousine, die den Mord in der Familie aufdecken will, eine Moni, die sich in einen Michael verliebt, Figuren, die sich nicht an die Regeln halten, und eine Romanautorin, die mit niederträchtigen Mitteln das glückliche Ende konterkariert. Im Rahmen einer Gebrauchsanweisung entwirft Petra Piuk die provinzielle Antiidylle und zerstört Stück für Stück den Schein einer heilen Welt. Bitterböse und zugleich höchst unterhaltsam führt sie den Heimatroman ad absurdum und hebelt alle Regeln des klassischen Erzählens aus.
Petra Piuk wurde 1975 in Güssing geboren, sie lebt in Wien. Absolventin der Leondinger Akademie für Literatur. Ihr Debütroman „Lucy fliegt“ wurde mit der Buchprämie der Stadt Wien ausgezeichnet. Mit einem Auszug daraus wurde sie zum Floriana Literaturwettbewerb eingeladen. 2016 erhielt sie den Literaturpreis des Landes Burgenland.