Leinen los
Literaturfest auf dem Neusiedler See
Literatur und Musik an einem außergewöhnlichen Ort
Stadthafen Rust
Information und Anmeldung:
0699/11970667
Zeitlicher Ablauf:
Vormittagsfahrt:
10.30 Einlass auf das Schiff der Drescher Line im Stadthafen von Rust11.00 Abfahrt Vormittagsfahrt
(Dauer ca. 2 Stunden 30 Minuten)
Lesungen von György Dragomán und Seher Çakir
Musik von Paul Schuberth (Akkordeon) und Tomáš Novák (Geige)
ca. 13.30 Rückkehr in den Stadthafen
Mittagspause
Nachmittagsfahrt:
15.00 Einlass auf das Schiff der Drescher Line im Stadthafen von Rust
15.30 Abfahrt Nachmittagsfahrt
(Dauer ca. 2 Stunden 30 Minuten)
Lesungen von Julya Rabinowich, Clemens Berger, Luna Al-Mousli
Musik von Paul Schuberth (Akkordeon) und Tomáš Novák (Geige)
ca. 18.00 Rückkehr in den Stadthafen
Leinen los 2016
Beim Literaturfest „Leinen los" treffen Sprache und Klang auf die spezifische Atmosphäre des Neusiedler Sees, am Wasser werden Grenzen aufgehoben. Die Besonderheiten der Region rund um den Neusiedler See - ein Landstrich, an dem viele historische und kulturelle europäische Erfahrungen zusammen treffen - spiegeln sich im Programm der literarischen Schifffahrten wider. Thematisch stellt „Leinen los" LiteratInnen und Texte mit Bezügen zur Region vor, zugleich aber auch AutorInnen, die in aktuellen Texten Grenzen überschreiten und in ihrem Erzählen Begegnungen möglich machen.Weggehen und ankommen, ankommen und weggehen
Das Burgenland ist eine Region, in der es sehr viele Erfahrungen im Umgang mit Grenzen und deren Veränderung gibt, dies war in der Vergangenheit so und genauso ist es auch heute wieder. Menschen kommen dazu, Menschen sind von hier weggegangen oder vertrieben worden, aus wirtschaftlichen, religiösen und politischen Gründen. Verschiedene Sprachen und unterschiedliche kulturelle Identitäten sind von jeher Teil unseres Zusammenlebens.
Heuer stellen wir Ihnen bei Leinen los 2016 Autorinnen und Autoren vor, die sich mit dem Aspekt des Weggehens, des sich neu Orientierens und des Ankommens beschäftigen. In ihren Texten gehen die AutorInnen der Frage nach, wie es Menschen geht, wenn sie ihre Heimat verlassen, wie es ist, wenn man auswandert oder fliehen muss. Die AutorInnen fragen sich, wie empfinden Menschen, wenn sie in ein neues Land kommen, wenn sie sich auf eine neue Gesellschaft und eine unbekannte Sprache einstellen, wenn sie Bekanntes zurücklassen.
Zwei Mal startet das Schiff bei Leinen los am Sonntag, den 18. September 2016 vom Stadthafen in Rust, einmal am Vormittag ab 11 Uhr und dann am Nachmittag ab 15.30 Uhr. Zu hören ist Literatur von György Dragomàn, Seher Çakir, Clemens Berger, Julya Rabinowich und Luna Al-Mousli sowie Musik von Paul Schuberth und Tomáš Novák. Zu verkosten gibt es heuer Weine des Weingutes Giefing aus Rust.
Zum Programm
Bei der Vormittagsfahrt von Leinen los ab 11 Uhr kann man den Roman des ungarisch/rumänischen Autors György Dragomán „Der Scheiterhaufen" kennenlernen.
Mit den Augen der dreizehnjährigen Ich-Erzählerin Emma erlebt man das mit den Gespenstern der Vergangenheit ringende Rumänien nach 1989 und ist gefangen genommen von den Wünschen, Träumen und Ängsten, aber auch der ersten mitreißenden Liebe des verwaisten Mädchens. Der Autor Görgy Dragomán übersiedelte 1988 mit seiner Familie aus Siebenbürgen nach Budapest. In seinen Büchern spürt er nicht zuletzt aus seinen eigenen sehr existentiellen Erfahrungen heraus den Veränderungen in Osteuropa der 80ger und 90ger Jahre nach.
Magische, intensive sprachliche Bilder
Die mutige Heldin dieses Entwicklungsromans handelt so radikal wie der Protagonist des weißen König, ein anderes ebenso erfolgreiches Buch von György Dragomán. Bei Dragomán sind es immer wieder die Kinder, die mit ihrem unbestechlichen Sinn für Gerechtigkeit das Netz aus Lüge, Gemeinheit und Brutalität zerreißen. Eine knappe, einfache Sprache steht in spannungsvollem Kontrast zur doppelbödigen Realität und zur Mehrdeutigkeit des Wahrgenommenen. Das Unheimliche, Phantastische ist das Element, in dem Emma nach Klarheit sucht.
György Dragomàn wird einen kurzen Teil des Romans auf Ungarisch lesen, Elizabeth Hausmann-Farkas, leitende Redakteurin der Ungarisch-Redaktion von ORF Burgenland und selbst Autorin wird aus dem Roman in deutscher Übersetzung lesen.
György Dragomán, 1973 in Marosvásárhely (Târgu-Mureş) / Siebenbürgen geboren, übersiedelte 1988 mit seiner Familie nach Ungarn. 2002 erschien sein preisgekrönter erster Roman, A pusztítas könyve (Das Buch der Zerstörung). Er hat über Beckett promoviert, übersetzt aus dem Englischen und arbeitet als Webdesigner. Der weiße König (2005; dt. 2008) ist in dreißig Ländern erschienen und jetzt verfilmt worden. György Dragomán lebt in Budapest.
Zwischen den Welten
Die Erzählungen von Seher Çakir, einer österreichischen Autorin mit türkischen Wurzeln, sind zwischen verschiedenen Welten und Kulturen angesiedelt. In ihrem Erzählband „Ich bin das Festland" versuchen ihre Helden ihre Leben in den Griff zu bekommen. Vor allem die Frauen stehen oft zwischen traditionell türkischen und westlich europäischen Lebensstandards. Da gibt es Geschichten von türkischen Dörfern und Großstadtgeschichten, einfühlsame und leise, wilde und erotische Geschichten. Die Autorin sagt über ihr Schreiben: „ Ich mache Literatur und Punkt". Seher Çakir greift in ihren Texten sehr bewusst stereotype Bilder auf, ihr ist es wichtig, achtsam zu sein mit Klischees und Kategorisierungen. Diese werden in Seher Çakirs Büchern letzten Endes dann doch immer unterlaufen.
Seher Çakir wurde in Istanbul geboren und wuchs in Wien auf, wo sie auch lebt. 2004 erschien ihr erster Gedichtband „Mittwochgedichte". 2005 erhielt sie den exil-Literaturpreis. Mit „Zitronenkuchen für die 56. Frau" in der edition exil legte sie ihr viel beachtetes Prosadebüt vor. 2012 veröffentlichte sie im selben Verlag den Erzählband „Ich bin das Festland".
Um 15.30 Uhr startet die Leinen los-Nachmittagsfahrt. Ein Flüchtlingsmädchen zwischen Tradition und Aufbruch ist die Protagonistin des neuen Buches “Dazwischen:Ich“ von Julya Rabinowich, aus dem die Autorin bei Leinen los lesen wird. Das Los der 15-jährigen Madina teilen viele Flüchtlingskinder: Sie alle sind Brückenbauer zwischen ihren Familien und dem neuen Leben in der westlichen Welt. Nach einer beschwerlichen Flucht vor dem Krieg in ihrer Heimat ist Madina endlich angekommen, in einem Land, das Sicherheit verspricht. Doch nicht allen in ihrer Familie fällt es leicht, Fuß zu fassen. Und so ist es an Madina, Mittlerin zu sein zwischen ihrer Familie im Flüchtlingsheim und dem unbekannten Leben außerhalb. Sie nimmt das Schicksal ihrer Familie in die Hand und findet in Laura eine Freundin, die für sie in der Fremde Heimat bedeutet. Eine bewegende Geschichte über Freundschaft, Migration und das Erwachsenwerden in Zeiten von Krieg und Verfolgung.
Julya Rabinowich wurde 1970 in St. Petersburg geboren, sie lebt seit 1977 in Wien, wo sie auch studierte. Autorin, Bildende Künstlerin, Simultandolmetscherin, Kolumnistin in der österreichischen Tageszeitung "Der Standard". Debütroman Spaltkopf wurde mehrfach ausgezeichnet und in mehrere Sprachen übersetzt. Bei Deuticke erschienen Herznovelle (2011, nominiert für den Prix du Livre Européen) und die Romane Die Erdfresserin (2012) und Krötenliebe (2016).
Burgenländische Amerika Auswanderer
2009 reiste Clemens Berger für eine Reisereportage nach New York und Chicago und besuchte dort etliche Familien mit burgenländischen Wurzeln. Der Autor nahm die Geschichte seiner Großtante Wilma zum Ausgangspunkt für seine Recherchen. Sie ist nach dem Zweiten Weltkrieg "Hinüber in die Neue Welt" aufgebrochen. „In meiner Reportage geht es um ein paar ineinander verwobene Lebensläufe, die allesamt von ähnlichen Wünschen und Hoffnungen gespeist wurden: der Armut zu entkommen, ein neues, besseres Leben in Frieden und Stabilität zu finden, aber auch die Sehnsucht nach dem großen Abenteuer und dem ganz anderen." Die Beobachtungen von Clemens Berger erzählen vom "burgenländischen" Leben jenseits des großen Teiches und berichten gleichzeitig davon, wie sich die ausgewanderten BurgenländerInnen Bilder und Geschichten von einem Burgenland, das es so nicht mehr gibt, erschufen und erzählen. Tausende BurgenländerInnen haben seit dem Ende des 19. Jahrhunderts als Wirtschaftsflüchtlinge ihren burgenländischen Herkunftsort verlassen und versuchten, unter anderem in Amerika Arbeit und eine neue Heimat zu finden.
Clemens Berger wurde 1979 im Burgenland geboren. Er studierte Philosophie in Wien, wo er als freier Schriftsteller lebt. Clemens Berger hat mehrere Romane und Erzählbände veröffentlicht, zuletzt erschienen die Novelle "Ein Versprechen von Gegenwart" und der Roman „Im Jahr des Panda" im Luchterhand Literaturverlag.
Eine Träne. Ein Lächeln
„Vierzehn Jahre meines Lebens verbrachte ich in einer der ältesten Städte der Welt - in Damaskus. Mit 44 Geschichten aus meiner Kindheit und Jugend gebe ich einen Einblick in das Leben dieser Stadt. Ich erinnere mich an Orte, die nicht mehr existieren, und an Menschen, die nicht mehr sind, wo sie einmal waren. Meine Familie ist über die Welt verstreut. Die aktuelle Lage in Syrien ist geprägt von Bürgerkrieg, Angst und Flüchtlingselend, es gibt so wenig Hoffnung, das Land je wieder aufbauen zu können. Inspiriert von Hakauwati, dem Erzähler, der das Leben mit seinen Geschichten verzaubert, verspürte ich den Drang, meinen Freunden in Europa Geschichten aus Damaskus zu erzählen. Sie sind zweisprachig: deutsch, da ich seit zehn Jahren in Wien lebe, und arabisch, da ich mein Buch mit meinen Verwandten in Damaskus teilen will." sagt Luna Al-Mousli über ihr Buch, das sie bei Leinen los vorstellen wird.
Der Titel „Eine Träne. Ein Lächeln" verdeutlicht die zwei Seiten des Lebens in Syrien, wie sie Luna Al-Mousli wahrnimmt. Die Geschichten bewegen sich zwischen kindlicher Nostalgie, deren Wahrheitsgehalt man nicht trauen kann, und Begebenheiten, die die Welt der Autorin verändert haben.
Luna Al-Mousli wurde 1990 in Melk geboren und wuchs in Damaskus auf. Heute lebt und arbeitet Al-Mousli als Autorin und Grafik Designerin in Wien. Ihr Buch Eine Träne, ein Lächeln war ihre Abschlussarbeit an der Universität für Angewandte Kunst. Als Schülerin war Al-Mousli Stipendiatin des START-Stipendienprogramms, heute engagiert sie sich selbst im Bereich Bildung und Integration, wie beispielsweise im Projekt "TANMU - Lernhilfe für jugendliche Flüchtlinge".
Die Musik für beide Leinen los-Fahrten kommt heuer von Paul Schuberth (Akkordeon) und Tomáš Novák (Geige). Der tschechische Jazzgeiger und Liedermacher Tomáš Novák und der oberösterreichische Akkordeonspieler Paul Schuberth bilden ein Duo, das den steinigen Weg von Jazz zu kritischen Songs, von unernster E-Musik zu ernster U-Musik sucht.
Paul Schuberth (*1994, Steyr) ist einer der bekanntesten jungen Akkordeonspieler Österreichs, er arbeitete u.a. mit Otto Lechner, Bertl Mütter, Jelena Popržan, Thomas Gansch und Paul Gulda. Er spielte Konzerte in Europa, Asien und Afrika.
Tomáš Novák (*1987, Prag), früher Punk- und Rockmusiker, jetzt Jazz-Geiger, Komponist und Singer-Songwriter mit Auftritten von Dijon, über Ankara, bis Baku.
Bei Leinen los 2016 kann man heuer einige Weine des Weinguts Giefing aus Rust verkosten. Der Büchertisch für Leinen los wird von der Buchhandlung Nentwich zusammengestellt.
Der Kartenvorverkauf hat nun begonnen.
Einzelfahrt 16 €
Kombi-Ticket 28 €
Ticket umfasst Schifffahrt, Lesungen, Musik und Weinkostproben. Die Fahrten starten im Stadthafen von Rust. Die Veranstaltung findet bei jedem Wetter statt.
Buchen können Sie ausschließlich im Vorverkauf unter:
office_at_literaturhausmattersburg.at
oder per Telefon: 0699 11970667