Schriftbilder

mit Saskia Jungnikl und Helmut Stefan Milletich

Neues von burgenländischen AutorInnen.

19.00 Uhr

Literaturhaus Mattersburg

Auseinandersetzung mit Selbstmord

Jährlich nehmen sich laut WHO eine Million Menschen das Leben, schreibt Saskia Jungnikl im Standard. Doch darüber gesprochen wird wenig, Selbstmord ist ein enormes gesellschaftliches Tabu. Saskia Jungnikl hat dieses Tabu durch ihre Artikel und ihr Buch über den Selbstmord ihres Vaters reflektiert und teilweise überwunden. Die Autorin wird das Buch „Papa hat sich erschossen" im Literaturhaus Mattersburg vorstellen.
„Am 6. Juli 2008 kritzelt mein Vater etwas auf einen mintgrünen Post-it-Zettel. Er steigt die Wendeltreppe hinunter in die Bibliothek und holt seinen Revolver. Dann geht er durch den schmalen Gang hinaus aus unserem Haus in den Hof. Dort legt er sich unter unseren alten großen Nussbaum. Ich weiß nicht, ob er dabei irgendwann gezögert hat. Ich glaube, er wird noch einmal tief eingeatmet haben, als er da lag. Vielleicht hat er sich noch kurz die Sterne angesehen und der Stille gelauscht. Dann schießt er sich in den Hinterkopf. Sein Tod teilt mein Leben in ein Vorher und Nachher."
So beginnt Saskia Jungnikls Buch, in dem sie vom tiefen Fall nach dem Suizid eines geliebten Menschen erzählt. Sie schildert die Suche der Hinterbliebenen nach den Gründen, die zum Selbstmord führten und die Schuldgefühle, die diese entwickeln. Das Buch beschreibt aber auch, wie die Wut und das Entsetzen zwar nachlassen, aber nie ganz verschwinden und wie schmerzhafte Trauer, dennoch lebensbejahend sein kann. Außerdem finden sich darin viele Informationen und Adressen von Anlaufstellen, die für Betroffene hilfreich sein können.

Saskia Jungnikl

Der Artikel über den Suizid ihres Vaters, den Saskia Jungnikl in der österreichischen Tageszeitung „Der Standard" veröffentlichte, löste eine riesige Resonanz aus und wurde mit der Ehrenden Anerkennung des Claus-Gatterer-Preises und des Leopold Ungar Journalismuspreises ausgezeichnet. Seit 2007 schreibt die 1981 im Burgenland geborene Journalistin als Redakteurin unter anderem für die Stadtzeitung „Falter", die Österreich-Ausgabe der „Zeit", das Monatsmagazin „Datum" und den „Standard".

 

Politische Gedichte

"Als alle tot waren, hatten wir ein schönes Land", so heißt der 2013 erschienene Gedichtband von Helmut Stefan Milletich. Der Autor vermittelt in dem Buch eine subjektive Sicht auf politische Ereignisse, wie zum Beispiel den Krieg im ehemaligen Jugoslawien, verleugnet aber nicht unser aller Mitverantwortung und schont auch das eigene Verhalten nicht.

Helmut Stefan Milletich

1943 in Winden am See geboren, wo er auch lebt. Studierte Germanistik, Geschichte und Philosophie an der Universität Wien. War Professor an der  Pädagogischen Hochschule Burgenland und am BG und BRG in Eisenstadt. 1974 Mitbegründer des Burgenländischen P.E.N.-Clubs, von 1991- 2014 dessen Präsident. Mitarbeit bei verschiedenen Zeitungen, Zeitschriften und beim ORF, hat Studien zur Literaturgeschichte und wissenschaftliche Arbeiten veröffentlicht, war auch als Herausgeber tätig. 2007 bekam er den Landeskulturpreis für Literatur zuerkannt.
Schreibt Romane, Erzählungen, Libretti, Gedichte. „Apollonia Purbacherin und andere Erzählungen" (1993); „Tod in Eisenstadt" (1996); „Auf den Spuren meines Vaters. Ein Buch des Dankens und Erinnerns" (1999); „Textbücher für Otto Strobl" (2001); „Üble Nachrede und Épilogue Pathologique" (2003); „Das Elend der Männer" (2007); „Psalmen" (2010) u.a.

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