Mörikes Schlüsselbein
mit Olga Martynova
Die Gewinnerin des Ingeborg Bachmann-Preises 2012 ist zu Gast.
Literaturhaus Mattersburg
„Ich werde sagen: Hi!" war der Siegerbeitrag des Ingeborg Bachmann-Preises 2012 und gleichzeitig ein Auszug aus Olga Martynovas zweiten Roman Mörikes Schlüsselbein, der Anfang März im Verlag Droschl erschien.
Mit anarchischem Witz, mit offenem Blick für das Phantastische, elegant und detailreich erzählt Olga Martynova von der Selbstfindung von Künstlern. Gleichzeitig blitzt im Buch auch eine Agentenstory auf. Marina und Andreas sind ein russisch-deutsches Paar in den besten Jahren mit einem Freundeskreis aus Schriftstellern und Künstlern: Da ist zum Beispiel der Sinologe Pawel, der unglaublich viele chinesische Gedichte kennt und aus dem Gedächtnis rezitieren kann, aber vergisst, was vor einer Stunde war, oder die Ballerina Antonia, der die Bewunderer ausgehen und dann gibt es noch den zwielichtigen Russisch-Studenten John. Welches Spiel spielt er? Nicht zuletzt das titelgebende Motiv: Mörikes Schlüsselbein, das im Tübinger Stift in einer Vitrine ausgestellt wird und auch nicht ist, was es scheint.
In Olga Martynovas Roman "Mörikes Schlüsselbein" geht es nur scheinbar um gegensätzliche Themen. Geschichte und Gegenwart, Russland, Amerika und Deutschland, Leben und Literatur - im Buch verwischen sich die Gegensätzlichkeiten, durchdringen einander die Sphären, kurzzeitig zoomt Olga Martynova das Leben der Figuren, die miteinander zu tun haben, heran, lässt sie auf eine Bühne treten, belichtet Ausschnitte, Facetten. Im Buch zeigt sich ein Puzzle, das sich kaleidoskopartig zu einem Ganzen fügt, aber dennoch nie abgeschlossen erscheint.
Olga Martynova wurde 1962 in Sibirien geboren. Aufgewachsen ist sie in Leningrad. Sie studierte russische Sprachen und Literatur. Seit 1991 lebt die Autorin in Deutschland und schreibt auf Deutsch und auf Russisch. Seit 1999 verfasst Olga Martynova Artikel u.a. für Die Zeit, Frankfurter Rundschau, Neue Zürcher Zeitung. Sie war Gewinnerin des Ingeborg Bachmann-Preises 2012. Olga Martynova schreibt Gedichte, Essays und Prosa. Mit ihrer Lyrik war sie auf der Longlist für den Russischen Preis 2009, mit ihrem Roman-Debüt „Sogar Papageien überleben uns" kam sie auf die Longlist des Deutschen Buchpreises 2010 und auf die Shortlist des Aspekte-Preises 2010.