mitSprache unterwegs

mit Clemens Berger und Martin Pollack

Reportagen nach Joseph Roth

19 Uhr

Literaturhaus Mattersburg

11 literarische Einrichtungen Österreichs, darunter auch die neuen österreichischen Literaturhäuser, entwickeln seit einigen Jahren unter dem Titel "mitSprache" gemeinsame Projekte. Bei der aktuellen Zusammenarbeit wurden mit Hilfe des BMUKK Reisestipendien an neun österreichische Autorinnen und Autoren vergeben, unter ihnen die burgenländischen Autoren Clemens Berger und Martin Pollack, mit dem Auftrag, sich schreibend und reisend mit der literarischen Gattung der Reportage auseinanderzusetzen. Als ideeller Bezugspunkt dienten die Reportagen des Schriftstellers Joseph Roth. Dieses Projekt trägt den Titel "mitSprache unterwegs" .

Anthologie "mitSprache unterwegs"

Das Resultat der Reisestipendien und Schreibaufträge an die AutorInnen liegt nun als knapp 400 Seiten starke Anthologie  "mitSprache unterwegs" in der Edition Atelier vor. Die Lesereisen der beauftragten AutorInnen durch ganz Österreich starteten mit einer Präsentation des Buches im Radiokulturhaus Wien am 29. Oktober 2010. Das Buch ist auch im Buchhandel erhältlich.

Literarische Reportagen mit Burgenlandbezug

Im Literaturhaus stellen Clemens Berger und Martin Pollack ihre Reisereportagen für das Projekt "mitSprache unterwegs" vor. Clemens Berger reiste nach New York und Chicago. Martin Pollack suchte einige der ehemaligen Wohnorte burgenländischer Roma auf und reiste nach Łódź in Polen.

Burgenländisches Leben jenseits des großen Teiches

Tausende Menschen aus dem heutigen Burgenland haben seit dem Ende des 19. Jahrhunderts als Wirtschaftsflüchtlinge ihren Herkunftsort verlassen und versucht, unter anderem in Amerika Arbeit und neue Heimat zu finden. Clemens Berger nahm die Geschichte seiner Großtante Wilma zum Ausgangspunkt seiner Reportage. Sie ist nach dem Zweiten Weltkrieg "Hinüber in die Neue Welt" aufgebrochen. „In meiner Reportage geht es um ein paar ineinander verwobene Lebensläufe, die allesamt von ähnlichen Wünschen und Hoffnungen gespeist wurden: der Armut zu entkommen, ein neues, besseres Leben in Frieden und Stabilität zu finden, aber auch die Sehnsucht nach dem großen Abenteuer und dem ganz Anderen." Die Reise führte Clemens Berger nach New York und Chicago, seine Beobachtungen erzählen vom "burgenländischen" Leben jenseits des großen Teiches und berichten in bewahrter Erinnerung zugleich von einem Burgenland, das es so nicht mehr gibt.


Schicksale von burgenländischen Roma

Ausgangspunkt der Reportage von Martin Pollack war ein Hinweis in einem offiziellen Bericht der Gemeinde Goberling an die Bezirkshauptmannschaft in Oberwart.  Vor 1938 lebten rund 80 Roma in Goberling, zwei Familien sind 1945 zurückgekehrt. Ähnlich war es in vielen Gemeinden des Burgenlandes, Martin Pollack suchte einige der ehemaligen Wohnorte burgenländischer Roma auf und fragte nach Erinnerungen an die ehemaligen MitbürgerInnen in Goberling, in Kemeten oder in Stegersbach. Zugleich führte seine Reise nach Polen, nach Łódź, dort erinnert eine gläserne Tafel in Polnisch, Englisch und Romanes an ein "Zigeunerlager"das von November 1941 bis Jänner 1942 für rund 5000 Roma, viele von ihnen aus dem Burgenland, eingerichtet wurde.

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