Literatur und Event
Welchen Nutzen hat der Rummel um die Literatur?
Sabrina Hergovich im Gespräch mit Helmut Stefan Milletich und Fritz Ostermayer
Literaturhaus Mattersburg
Buch tut gut
So sieht es die deutsche Zeitschrift Die Zeit und führt zur Bestätigung dieser Einschätzung die Bilanz der kürzlich zu Ende gegangenen Leipziger Buchmesse an. Rund 129.000 Besucher kamen (2007: 127.000). Auf 63.000 Quadratmetern verschafften sie sich einen Überblick über die Neuerscheinungen von 2.345 Ausstellern aus 39 Ländern. Über 2.700 Journalisten berichteten vom internationalen Branchentreff der Autoren, Verlage, Fachbesucher und des lesefreudigen Publikums. Parallel fand mit "Leipzig liest" das größte europäische Literaturfestival statt: 1500 Autoren lasen bei rund 1900 Veranstaltungen auf dem Messegelände und in der ganzen Stadt. Charakterisiert wird dieses Großereignis der Literatur und des Büchermarktes gerne als Buchspektakel.
Die große Literaturparty?
Nur zwischen Buchdeckeln findet Literatur heute also nicht statt. In letzter Zeit zeigt sich immer mehr, dass die Literatur zwischen Autorenkult, Starrummel, Diskurs, Buchpräsentation und Autogrammstunde wieder viele unterschiedliche Leser interessieren kann. Dies zeigen zum Beispiel die jüngst ins Leben gerufenen österreichischen Literaturfestivals "Literatur im Nebel" oder " O-Töne". Der Autor und Präsident des burgenländischen P.E.N.-Clubs Helmut Stefan Milletich und der FM4 Moderator, Musiker und Literat Fritz Ostermayer werden mit Sabrina Hergovich in der Toujours Literatur Diskussion darüber reden, ob Literatur und Event einander im Wege stehen oder ob es für die Literatur von Vorteil ist, sich nach gängigen Marketingmustern auszurichten und sich gegenüber anderen Kunstsparten sowie gegenüber der Alltagskultur zu öffnen.
Helmut Stefan Milletich
wurde 1943 in Winden am See geboren, lebt dort und in Eisenstadt. Seit 1975 Professor an der Stiftung Pädagogische Akademie Burgenland in Eisenstadt für die Fächer Deutsch (Literaturwissenschaft, Texterfassung) und Politikwissenschaft. Seit 1991 Präsident des burgenländischen P.E.N.-Clubs. Ab 2001 Generalsekretär des österreichischen P.E.N.-Clubs.
Publikationen
- "Das Elend der Männer", Edition Roetzer Eisenstadt 2006
- "Üble Nachrede" (Roman 2003)
- "Tod in Eisenstadt" (Roman, 1996)
- "Mord auf DIN A 4" (Roman, 1987)
- „Dorfmeister" (Roman, 1980)
Erzählungen, Libretti, Gedichtbände, Übersetzungen
Fritz Ostermayer
1956 in Schattendorf geboren, Journalist, Autor, DJ und Musiker.
Lebt in Wien, als freier Radiomacher für die ORF-Sendungen Die Musicbox, Diagonal und Kunstradio tätig.
Nach Gründung des Radiosenders FM4 Sendungsgestalter für Im Sumpf, Graue Lagune und Doppelzimmer gemeinsam mit seinem Kollegen Thomas Edlinger.
Speziell die wöchentliche Radiosendung Im Sumpf auf FM4 ist Quelle für den Bekanntheitsgrad Ostermayers. Zusammen mit Thomas Edlinger widmet sich der Burgenländer der Kultur abseits alltäglicher Trampelpfade. Sein Kulturbegriff ist geprägt von den Cultural Studies: Kultur schließt Alltagskultur, die gegenüber der gesellschaftlich definierten Hochkultur nicht hierarchisch nachgeordnet, sondern zumindest gleichbedeutend eingestuft wird, mit ein.
Publikationen
- Fritz Ostermayer, Thomas Edlinger: Die Gutmenschenprotokolle, Edition Selene, Wien, 2000
- Fritz Ostermayer, Thomas Edlinger: Die Sumpfprotokolle, Edition Selene, Wien, 1998
- Fritz Ostermayer, Hermes Phettberg: Hermes Phettberg räumt seine Wohnung zamm, Edition Selene, Wien, 1995
- Gott ist ein Tod aus der Steckdose, Edition Selene, Wien, 1994
Musik
- Dead & Gone (Sammlung von Trauermärschen, Trikont)
- Kitsch Concrète (Mego, 2003)