In den Vereinigten Staaten von Afrika
Abdourahman A. Waberi
Der andere Blick auf Europa.
Literaturhaus Mattersburg
Scharfe Satire
Anlässlich des Tages der Menschenrechte, der sich heuer zum 60. Mal jährt, lädt das Literaturhaus Mattersburg den international renommierten afrikanischen Autor Abdourahman Waberi ein. Der Tag der Menschenrechte ist der Gedenktag zur Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, die am 10. Dezember 1948 durch die Generalversammlung der UN verabschiedet worden ist. Mit dem Buch "In den Vereinigten Staaten von Afrika" hat sich Abdourahman Waberi eine Satire auf die derzeitige weltpolitische Situation ausgedacht, die mit allen Klischees und Vorurteilen, die der Westen gegenüber Afrika hegt, bissig und amüsant spielt: In den Vereinigten Staaten von Afrika herrscht der Fortschritt. Afrikanische Finanzmärkte geben den Takt vor, bezahlt wird weltweit mit der AfriCard. Afrikanische Universitäten bilden die Elite der Wissenschaft aus. Die Einzigen, die vielleicht nicht gleichgültig gegenüber den Millionen von Elendsflüchtlingen aus dem Norden sind, die verzweifelt an ihrer Grenze auflaufen oder halbtot an den Stränden von Djerba und Algier aufgegriffen werden, sind die Künstler.
Auch die junge Malerin Maya hat sich der Parole »Eine andere Welt ist möglich« verschrieben. In der Normandie geboren und von einem gutmeinenden Paar in Asmara adoptiert, begibt sie sich nach dem Tod ihrer Adoptivmutter auf die Suche nach ihren eigenen Wurzeln ... Doch leider ist ihre leibliche Mutter so alt, verarmt und zahnlos, das Maya ihr zwar eine lebenslange Rente aussetzt, dann aber schnell nach Eritrea zurückkehrt, um dort die Eindrücke ihrer Reise künstlerisch umzusetzen ...
Hinter Waberis märchenhaftem Ton und den amüsanten Verkehrungen lauern scharfe Beobachtungen und bitterböse Anklagen. In der französischen Öffentlichkeit hat der Roman seit seinem Erscheinen große Aufmerksamkeit erregt. Nun ist er auch auf Deutsch im Hamburger Verlag Edition Nautilus erschienen. In das Literaturhaus Mattersburg kommt der Autor mit seiner deutschen Übersetzerin Katja Meintel.
Abdourahman A. Waberi
Geboren 1965 in Dschibuti, lebt seit 1985 in Frankreich.
Nach seinem Studium der englischen Literatur lehrt er heute als Professor am Wellesley-College nahe Boston; von 2006-07 war er Gast des Deutschen Akademischen Austauschdienstes in Berlin.
Waberi gilt als Nationalschriftsteller Dschibutis.
Sein Roman Cahier nomade wurde mit dem "Grand prix littéraire d'Afrique Noire" ausgezeichnet.
Seine afrikanische Heimat, nomadisches Leben und die Erfahrung des Exils stehen im Zentrum seines Werkes.
- Auf Deutsch erschien von Waberi außerdem "Die Legende von der Nomadensonne (1998)".
Die Veranstaltung ist eine Kooperation mit den Burgenländischen Volkshochschulen.