delete  ON / OFF  &  feed  H / B

 

Ctrl yourself  -  dieser kurze link , über die Abbildung der Strg-Taste einer Computertastatur & "selbst" in weißen Lettern prangend auf dem mintgrünen T-shirt eines Kaffeehausbesuchers gesehen Chalandri, einem schicken Athener Stadtteil, entfachte diesen Sommer beim Glas Ouzo einen Gedankensturm auf meiner cerebralen Festplatte: erst Tage zuvor hatte sich darauf der Satzfetzen

"...to burn out all visions may reset  the artist to the start..."

eingebrannt gemeinsam mit

"...no work but progress..."

& nun kam da plötzlich ein attischer Bürger mit einer offensichtlichen Losung auf der Brust daher, die das e zu einer plausibel erscheinenden Loesung einzufügen schien, was für mich einer Empfehlung gleichkam, den entscheidenden delete - button am dashboard des blogpits zu drücken. - Selber hatte ich zwei Jahre zuvor den blogpit (pit ohne cock, dafür mit dem Kürzel für weblog) für mich als Schreibenden gefunden, als Ersatz für den verlorenen "klassischen" Schreibtisch. Die Schreibunterlage war im Zuge meiner schreiberischen Arbeit sozusagen verlustig gegangen, wo ich mich doch als blogger mit meinem blog "poesis & crisis" elektronisch ständig "auf Draht" über Funk schrift-stehlerisch mit der Welt verbunden gefühlt hatte. Dies hat in Folge mein ursprüngliches Autorenleben, für das der Bleistift- & Kugelschreiber-Kontakt zum Papier immer seismographisch lebensnotwendig war, einigermaßen korrumpiert und die sogenannte "haptische" Ebene des Lesens auf news-niveau geschraubt, auch damit jene des Schreibens auf post-niveau.

 Dabei hatte ich diese zwei Jahre zuvor auch kein Verständnis für die "avantgardistischen" laptop-Anarchisten, sah in ihnen jene nun erwachsenen Kinder aus meiner Jugend, die damals ihre Stamm- & Tagebücher mit Schlüsseln absperrten. Ich habe sie zugegebener Maßen damals dennoch beneidet. Um den Schlüssel natürlich. Wie danach um den laptop, auch wenn ich ihn für mich selber nicht wollte, denn ich hatte seit der Jahrtausendwende einen einfachen PC zur Textverarbeitung und Bildbearbeitung liebgewonnen (wenn auch diesen Lebensabschnittspartner vor kurzem durch einen nettop PC ersetzt). Für jedermann zugänglich. Den laptop muss man zwar auch nur „auf- & zuklappen", aber trotzdem verhält es sich wie mit dem Schlüssel damals: Die Insignie der Herrschaft über Auf & Zu, An & Ab gibt dem Ganzen, das da drinnen stehen mag ein gewisses Gewicht an Bedeutung. Nur zeitgemäß mit möglichen elektronischen Verschlüsselungen.

Soviel ich weiß, sind viele dieser Tagebücher auf irgendwelchen Dachböden verschwunden, & wenn sie dann mal unvermutet auftauchten, war kein Schlüssel dran. & dann entdeckte man in der Werkstatt im Keller verschiedenste Schachteln mit so genannten Kleinteilen. Schrauben, Nägel & eine Unmenge an Schlüsseln in jeder Form & Größe. Von denen hat natürlich keiner gepasst. Da blieb nur noch die Gewalt der Zange. - & diese ganze Mühe für das Lesen ein paar abstruser Gedankengänge!

Der blogpit-captain selber bleibt von Haus aus im Geheimen, auch wenn er mit seiner Botschaft gleich direkt rausrückt. - & man weiß ja nie, wer die Maschine ins Bermuda-Dreieck fliegt, auch wenn der captain per Durchsage die Passagiere zu beruhigen versucht, dass „das Bermuda-Dreieck bloß eine viel zitierte Mär seit Seefahrerzeiten" sei. Da kann sich dann jeder seine eigenen Gedanken dazu machen & der Geschichte virtuell auch noch was dranhängen.

Was man vom laptop-user ja nicht unbedingt sagen kann. Dieser zeigt einem aktuell auch im traditionellen Wiener Kaffeehaus mit klassischer Tageszeitungsverschleißstelle virtuell gebroused die neuesten Anflugschneisen auf Singapur. Inklusive GPS-Grafik selbstverständlich. Das haut einen natürlich im ersten Moment um - flashback zurück auf den Wiener Karlsplatz mit all seinen Umtrieben.

Vielleicht sollte ich jetzt wieder einen einfachen Schulbleistift hernehmen, um das Auszusprechende über die reine Schrift zu äußern. Oder den beliebten HB-Stift, die Quintessenz der 9-er Reihe H & B, mich dabei wundern, dass sich F in die Auf- & Ab-Sequenz HB geschoben hat. - nicht ohne zuvor all die letzten Sätze mit dem delete-button in das schwarze Loch des virtuellen cyberspace geschickt zu haben. - Artstage sei dank!

Zum/r Autor/in

Geb. 1960 in Hainburg an der Donau, Maler, literarisch auch als RENÉ DESOR tätig.
Studium der Malerei an der Akademie der Bildenden Künste in Wien bei Prof. Anton Lehmden, zahlreiche Auslandsaufenthalte, Auszeichnungen und Ausstellungsbeteiligungen im In- und Ausland
Weblog René Desor: http://www.renedesor.wordpress.com

Veröffentlichungen in:

Welt-Um-Ticket; Reihe Mohs-Blätter, Prospecte zur Poesie Nr2, verlegt bei Dieter Scherr, Wien.1988
Gesicht des Widerspruchs  - 33 Autoren aus dem Burgenland; David Axmann (Hsg.), Edition Atelier.1992   
Der Dritte Konjunktiv  - Geschichten aus dem Burgenland; Günter Unger (Hsg.), Haymon-Verlag, Innsbruck.1999  

Autoren A - Z

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